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Teil 2 - Autark im eigenen Garten - Was muss ich bei der Hühnerhaltung beachten?

Was muss ich bei der Hühnerhaltung beachten?

Hühner sind sehr gute Futterverwerter und liefern mit ihren Eiern alle wichtigen Proteine, die wir benötigen, um einen Mangel zu vermeiden. Nicht nur das, Huhn und Eier sind für Selbstversorger einfach zu dosieren, sowie der Hühnermist durch Kompostieren ein wertvoller Dünger wird. Hier geht es nach „Autark im eigenen Garten – Hühner und Gemüse“ mit den wichtigen Details zur Hühnerhaltung weiter: Was muss ich bei der Haltung, Fütterung oder auch im Zivilrecht beachten, damit es mit der Hühnerhaltung klappt?

Das Wichtigste zur Hühnerhaltung in aller Kürze:

- Hühner brauchen als Fluchttiere viel Deckung auf der Hühnerweide
- über Nacht benötigen fast alle Hühner einige Hühnerstangen im sicheren Stall
- Hennen fühlen sich mit Hahn wohler, weil dieser vor Gefahren warnt
- Hühner sind auf eine hochwertige Proteinquelle angewiesen – im Winter also Soja oder ein Mix aus Erbsen und Bohnen im Futter
- Hühner werden in Wohnsiedlungen nicht automatisch geduldet
- jedes Wirtschaftsgeflügel ist wegen drohender Vogelgrippe der Tierseuchenkasse und dem Veterinäramt zu melden
- wird regionale Stallpflicht ausgerufen, gilt diese auch für ein paar Hennen
- für Hühner gilt die Impfpflicht gegen Newcastle Disease

Die Leistungsmerkmale von Hühner

- Hennen legen maximal die ersten drei Jahre gut, werden aber bis 8 Jahre alt
- pro Henne gibt es im Schnitt einen Bruderhahn
- dicke Hennen brauchen pro Ei mehr Futter, magere Hennen haben jedoch schlanke Bruderhähne
- verfettete Hennen legen generell deutlich schlechter
- ein Bruderhahn braucht drei bis sechs Monate bis zur Schlachtreife
- gute Legerassen legen ihr erstes Ei nach vier Monaten oder im kommenden Frühjahr
- legebetonte Hühnerrassen legen im ersten vollen Legejahr 140 bis über 200 Eier
- eine gute Glucke brütet bis über 10 Eier aus, legt währenddessen jedoch nicht weiter
- die meisten Legehühner legen eine Winterpause ein, sie pausieren generell während der Mauser
- mit genügend Platz brauchen vitale Rassen während der warmen Zeit weniger Kraftfutter

Welches ist die richtige Hühnerrasse?

Bevor es mit dem Hühnerstall und der Hühnerweide weitergeht, stellt sich die Frage nach den eigenen Wünschen und Möglichkeiten. Geht es einem nur um die Hühnereier, wäre eine leichte Hühnerrasse besser, da sie weniger Körpergewicht ernähren muss. Appenzeller Spitzhauben kommen auf 1,5 kg, legen jedoch 150 Eier mit 55 Gramm, eine beachtliche Leistung. Das Alpenhuhn ist zugleich sehr robust und fleißig suchend, kann jedoch sehr gut fliegen. Damit es Futter findet, muss es einen Freilauf oder einen sehr großen Auslauf haben, der hohe Zaun wäre nicht ganz billig.
Allein aus dieser Logik sollten angehende Hühnerhalter sich auf gute Legerassen oder Zweinutzungshühner fokussieren, die kaum noch vom Boden abheben. Diese sind tendenziell jedoch etwas schwere, es sind aber einige sehr gute Legerassen wie Sussex, Nackthalshühner, Plymouth Rocks, Vorwerkhühner oder Sundheimer dabei. Wyandotten, Bielefelder Kennhühner oder Lachshühner werden sogar noch etwas schwerer.
Sundheimer haben Federfüße und sind deswegen auf sauberen und trockenen Boden angewiesen. Lachshühner sind als legefreudige Mastrasse zwar leicht zu rupfen, haben jedoch Federfüße und einen üppigen Bart, der schnell mit Feuchtfutter verklebt. Diese Rassen sind also in der Pflege etwas anspruchsvoller und finden eventuell auch weniger Futter im Freilauf.
Die nächste Frage lautet, ob die Hühner auch im Winter legen sollen. Vorausgesetzt ist, dass es genügend Kraftfutter gibt, da die Legetätigkeit immerhin seinen Preis hat. Demnach legen einige Sussex im Winter. Auch Bielefelder Kennhühner, Lachshühner und Sundheimer legen im Winter Eier. New Hampshire sind keine Winterleger, wären aber ebenfalls nicht perfekt, da sie nicht zu den fleißig suchenden Legerassen zählen. Mit großem Auslauf wären Plymouth Rocks, Nackthalshühner, Vorwerkhühner und Bielefelder Kennhühner die bessere Wahl. Doch selbst fleißig suchende Leistungshühner brauchen einige Körner oder eine Futtermischung, da sie bei ihrem Kalorienbedarf nicht genug finden.
Sicherlich gibt es auch viele andere Hühnerrassen mit sehr guten Eigenschaften, die es aber häufig spielend über den Zaun schaffen oder andere Probleme haben. Demnach legen auch die flugfähigen Araucaner gut, bringen jedoch einen Letalfaktor ein, der zur erhöhten Kükensterblichkeit führt.
Eine weitere Frage lautet, welche Hühnerrassen der engeren Wahl sich gut beschaffen lassen. Viele wollen jedes Frühjahr neue Legehennen kaufen und den ältesten Jahrgang im Herbst aussortieren. Wer jedoch als Selbstversorger möglichst autark sein will, muss selber züchten. Aber auch dann muss es weitere Züchter geben, um gelegentlich die eigene Blutlinie aufzufrischen.

Tipps und Tricks zur Hühnerhaltung

- schaffen es einzelne Hühner doch über den Zaun, können die Schwungfedern um ein Drittel gestutzt werden.
- weniger Ritzen im Hühnerstall sind zugleich weniger Verstecke für Rote Vogelmilben
- Langschläfer verwenden eine automatische Hühnerklappe, in Einzelfällen werden jedoch Hühner eingeklemmt
- wer beim abendlichen Kontrollgang noch etwas Futter gibt oder in die Einstreu wirft, hat seine Hühner im Stall
- gute Legelinien kommen kaum in Brutstimmung, weswegen die Bruteier einer Seidenhenne untergeschoben werden können
- zur Auffrischung der Blutlinie wären Bruteier oder Zuchthähne zu tauschen
- ein Althahn sorgt bei den Bruderhähnen für Ruhe
- ab dem Herbst finden die Hühner weniger im Auslauf, doch die Bruderhähne erreichen ihr Gewicht und auch alte Legehennen können im Topf landen
- wird einem bereits in der warmen Jahreszeit das Futter knapp, sollten einige Hühner ebenfalls in den Topf, damit für alle anderen im Auslauf pro Schnabel mehr überbleibt
- den Erweiterungsteil für den Hühnerstall einplanen, weil eventuell die Stallpflicht ausgerufen wird
- Marderdraht vor die Luftöffnungen und andere Schwachstellen anbringen
- den Futtervorrat nagersicher und trocken unterbringen, auch auf Maden achten

Impfung gegen Newcastle Disease bei Hühner

Neben der Meldepflicht bei der Tierseuchenkasse und dem Veterinäramt gibt es die Impfpflicht gegen Newcastle Disease. Die jährliche Spritze beim Tierarzt geht bei mehreren Hühnern schnell über 100 Euro hinaus. Deswegen setzt praktisch jeder Hühnerhalter auf die Impfung über das Trinkwasser, die alle drei Monate zu erfolgen hat. Die Hühner sollen zum späten Abend kein Wasser mehr haben, um dann am zeitigen Vormittag, bevor sie rauskommen, Wasser mit Impfstoff zu erhalten.

Leider geht dieser Impfstoff nur in großen Einheiten raus, weswegen sich der Kontakt zum Geflügelverein lohnt. Hier wird für alle Vereinsmitglieder bestellt und für ein paar Euro verteilt. Es gibt auch Vereine, die eine Mitgliedschaft nicht voraussetzen. Weil die Meldepflicht in jeder Region anders umgesetzt wird, kann direkt das richtige Vorgehen erfragt werden. In diesen Vereinen gibt es auch Züchter, die sehr froh sind, wenn sie Abnehmer für ungeeignete Zuchttiere haben. Diese bringen dem Selbstversorger dennoch die volle Leistung.

Jeden Tag ein paar Minuten für die Hühner

Viele bewirtschaften einen kleinen Schrebergarten in der Nähe und sind nicht jeden Tag vor Ort. Theoretisch lässt sich ein größerer Wasser- und Futterspender aufstellen und eine automatische Hühnerklappe einbauen, um ein oder zwei Tage zu überspringen. Aber auch davon ist abzuraten, da man besser jeden Tag vor Ort ist. Das schreckt Beutegreifer ab und Parasiten oder Krankheiten fallen einem viel schneller ins Auge. Wer gerade keine Zeit hat, gibt eben nur etwas Wasser und Futter, um noch einen kurzen Kontrollblick über die Hühner zu werfen. Doch wenigstens einmal in der Woche sollte man sich etwas mehr Zeit für seine Hühner und die Hygiene oder kleine Reparaturen nehmen.
Wer als Selbstversorger ohnehin täglich im Gemüsegarten ist, kann vieles im Vorbeigehen erledigen und hat insgesamt weniger Aufwand für die Hühnerhaltung.
Hühner wollen nie allein leben, sie brauchen andere Hühner und möglichst einen Hahn. Wer den Platz und das Futter hat, kann vier Hühner oder auch 20 halten, hat dadurch aber nur den doppelten Arbeitsaufwand. Es gibt immerhin Selbstversorger, die andere Schwerpunkte setzen und möglicherweise Honig, Marmelade, Milch oder sogar Hühnerfutter bieten.

Darf ich überhaupt überall Hühner halten?

Die Hühnerhaltung macht etwas Lärm und Schmutz, Hühner in Siedlungslagen werden deswegen nicht immer geduldet. Perfekt ist es, wenn jeder noch seinen Garten hat und einige Nachbarn bereits Hühner halten. Dann gehört es zum Gewohnheitsrecht, Hühner zu halten, solange kein Anwohner belegt, durch die Hühnerhaltung gesundheitlich beeinträchtigt zu sein. Wer jedoch als erster anfängt, sollte lieber zuerst bei den Nachbarn anfragen. Klagen gegen den Hühnerhalter wären ohne dieses Gewohnheitsrecht leider aussichtsreicher.
Es gibt also keine klar abgegrenzte rechtliche Einordnung, ob in einem Siedlungsgebiet die Hühnerhaltung erlaubt oder verboten ist. Geht es um die Lärmbelästigung, kann es helfen, auf den Hahn zu verzichten oder einen besonders leise krähenden zu selektieren. Dann gibt es geförderte Schrebergärten, in denen eine Tierhaltung generell untersagt ist. Ansonsten entfallen die Fördergelder.
Wichtig bleibt letztendlich, auf Hygiene und das Wohlergehen der Hühner zu achten. Bei gravierenden Haltungsmängeln, die zur Qual werden, lässt sich immer juristisch die Notbremse ziehen. Der Selbstversorger und Hühnerhalter muss also seine Tiere auf ihre Bedürfnisse prüfen und bei Bedarf nachbessern. Bei artgerechter Haltung werden die Hühner seltener krank, legen die besseren Eier und bereiten einem umso mehr Freude.

Zur richtigen Haltung gehören auch ein passend eingerichteter Hühnerstall mit Auslauf. Dieses sind die Themen in Teil 3 der Serie: „Den Hühnerstall mit Auslauf planen“.


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